Präsent sein und sich verbunden fühlen
Das Herz schlägt mir bis zum Hals, der Atem geht flach und schnell, Schweiß rinnt mir aus den Poren. Nach Sekunden völliger geistiger Leere setzen plötzlich die Gedanken ein, überfluten den Geist. Ich bin starr vor Angst.
In Zeiten der Corona-Krise ängstigen sich viele Menschen, fürchten um ihr Leben und das ihrer Liebsten. Nichts scheint mehr sicher, nichts wie es war. Anlass für
die Dhammalehrerin Dr. Sylvia Kolk, ihr diesjähriges
Oster-Retreat nicht abzusagen, sondern ins Internet zu verlegen. Unter dem Titel „Präsent sein und sich verbunden fühlen“ startet das
Experiment am Gründonnerstag. Rund 100 Teilnehmer*innen melden sich für das Online Retreat an – aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Österreich und Neuseeland -, um sich auf diese ungewohnte
Weise in den Rückzug zu begeben. Doch was bedeutet es für jeden/jede Einzelne/n von uns, in Zeiten von Corona in den Retreat zu gehen?
Die buddhistische Praxis lädt dazu ein, allen Körperempfindungen, Gefühlen und Stimmungen vorbehaltlos zu begegnen, seien es Unsicherheit oder Angst, Sorgen oder
Sinnlosigkeit. Wenn wir in der Meditation in die Tiefe gehen, unseren Geist auf den Grund unseres Seins sinken lassen, sind wir vollkommen präsent, können hinter unsere Muster und
Konditionierungen schauen. Ohne Bewertungen, mit Mitgefühl und Akzeptanz können wir die inneren Prozesse sanft wahrnehmen. Diese bewusste Geistesgegenwart trägt zur Transformation bei, öffnet
unser Herz, entspannt und lässt uns Verbundenheit fühlen.
Angeleitet und unterstützt von Sylvia meditieren wir mehrere Stunden täglich, hören ihren leidenschaftlichen Vorträgen zu und begeben uns immer tiefer in das
„spürende Bewusstsein“. Wir fragen nach der Botschaft unserer ganz persönlichen Angst und gehen der Frage
nach, welche Aufgabe uns in dieser ungewissen Zeit zukommt, welche Bestimmung. Sylvia weist uns darauf hin, dass wir keine endgültigen Antworten erwarten dürfen. Immer wieder neu gilt es, sich zu
öffnen, in Resonanz und Verbundenheit zu gehen, um schließlich aus dem Herzen heraus ins Wirken zu kommen und der Menschlichkeit zu dienen.
Am Ende des Retreats entlässt uns Sylvia abschließend mit folgenden Worten: "Geh‘ aufs Kissen, um die Welt zu retten!“
Möge es gelingen.